Wie der Körper spricht: Das Zusammenspiel von Emotionen, Spannung und Energie in Psychotherapie
Was ist Körperpsychotherapie?
Körperpsychotherapie ist ein wissenschaftlich anerkannter Zweig der Psychotherapie, der Körperempfindungen, Bewegung, Atmung und Haltung bewusst in den therapeutischen Prozess einbezieht. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Emotionen untrennbar mit körperlichen Zuständen verknüpft sind – und dass Veränderung nicht nur durch kognitive Prozesse wie Einsicht geschieht, sondern auch über das Nervensystem.
Insbesondere in der Traumatherapie spielt die Körperpsychotherapie eine bedeutende Rolle. Wenn negative oder traumatische Beziehungserfahrungen durch neue positive Erfahrungen ersetz werden sollen, kann dies ausschliesslich über ganzheitliches also physisches und kognitives Erleben geschehen.
Emotionen sind körperlich verankert
Gerade in traditionellen östlichen Lehren wird die Überzeugung vertreten, dass Emotionen körperlich Verankert sind. Angst im Magen. Wut im Kiefer. Trauer in der Brust. Freude im Atem.
Diese Bilder sind keine Einbildung – sie spiegeln das wider, was moderne Studien zeigen: Emotionen haben spezifische körperliche Ausdrucksformen. Eine vielzitierte Studie (Nummenmaa et al., 2014) konnte zeigen, dass Menschen auf der ganzen Welt ähnliche Körperregionen mit bestimmten Gefühlen assoziieren.
Emotionen sind also nicht nur psychische Phänomene, sondern auch somatische Zustände. Der Körper ist ein Resonanzraum für alles, was wir fühlen – und was wir vielleicht nicht fühlen dürfen.
Spannung als Ausdruck gebundener Energie
In der Körperpsychotherapie verstehen wir Spannung als Ausdruck innerer Zustände: Muskelanspannung kann gespeicherte Wut sein. Atemblockaden deuten oft auf Angst oder Trauer hin. Chronische Anspannung signalisiert: Etwas will gefühlt, aber nicht gefühlt werden.
Spannung ist gespeicherte Energie. Und hier kommt ein oft zitiertes Konzept ins Spiel:
„Emotions are energy in motion.“
Energie kann als Vorebene von emotionalem Erleben verstanden werden. Es gibt im Körper oder Nervensystem eine spürbare Aktivierung, ein Aufsteigen, ein inneres Vibrieren – bevor der Geist daraus eine bestimmte Emotion wie Wut, Angst, Trauer oder Freude macht.
Wenn wir Emotionen nicht ausdrücken oder zulassen, stauen sie sich im Körper – in Form von muskulärer Starre, innerem Druck oder Unruhe. Über körpertherapeutische Zugänge (z. B. achtsame Bewegung, Atemarbeit oder somatisches Spüren) kann diese gebundene Energie wieder in Bewegung kommen – und genau das ist oft der Beginn von Veränderung. Um diese Energie wieder zu lösen ist häufig keine Sprache nötig.
Energie in der Psychotherapie: Metapher oder Realität?
Auch wenn „Energie“ kein streng wissenschaftlicher Begriff ist, wird er in der Psychotherapie metaphorisch und erfahrungsbasiert verwendet – etwa in Bezug auf Erregungszustände, Aktivierungsniveaus oder vegetative Prozesse. Die Arbeit mit „Energie“ meint hier nicht Esoterik, sondern ein feines Wahrnehmen von Lebendigkeit, Fluss, Blockade oder Dynamik im System. Es geht um das, was wir oft intuitiv sagen: „Ich fühle mich leer.“ – „Da ist so viel Druck in mir.“ – „Es stockt.“
In traditionellen östlichen Lehren wird häufig von Energiezentren/ Chakras gesprochen. Können diese Begriffe der traditionellen Körperarbeit ebenfalls in moderner Psychotherapie verwendet werden? Jein. Doch wenn überhaupt, dann lohnt sich ein psychologischer Zugang: Carl Gustav Jung etwa interpretierte die Chakralehre der Kundalini-Yoga-Tradition als tiefenpsychologische Symbolik für menschliche Entwicklungsprozesse. Statt Chakras als „Fakten“ zu sehen, können wir sie als Landkarte für emotionale Themen entlang bestimmter Körperregionen nutzen – ohne spirituelle Dogmatik, sondern als Erfahrungsraum.
Therapie als Raum für Verkörperung
In meiner therapeutischen Arbeit lade ich dich ein, nicht nur über deine Themen zu sprechen – sondern sie zu verkörpern.
- Wo sitzt deine Wut?
- Wie zeigt sich deine Unsicherheit im Körper?
- Was geschieht, wenn du still wirst und einfach nur spürst?
Die Antworten entstehen nicht im Kopf, sondern oft im Moment des präsenten Körperkontakts. Dort beginnt echte Veränderung – und oft auch eine Rückverbindung mit dir selbst. Wenn du den Wunsch hast, tiefer in dein Erleben einzutauchen – über den Verstand hinaus – begleite ich dich gerne dabei.